Wie immer nach solchen Gräueltaten folgt unweigerlich der Ruf nach schärferen Gesetzen. Dazu wäre aber Voraussetzung, dass man Kenntnis vom bisher geltenden Gesetz hat. Oft liegt es ja nicht am Gesetz selbst sondern an seiner Umsetzung. Ich kenne das Waffengesetz nicht, aber wie bisher bekannt wurde, ist die Aufbewahrungsmodalität eindeutig geregelt, nicht aber die Örtlichkeit der Aufbewahrung.
Nun wird wie schon nach Erfurt ein Verbot gefordert, welches eine Aufbewahrung in den eigenen vier Wänden untersagt. Die Sportschützenlobbyisten argumentieren gegen eine solche Bestimmung u.a. damit, dass solche Straftaten ja nur zu einem ganz geringen Prozentsatz von legalen Waffenbesitzern begangen werden.
Mit diesem Argument kommt man vor allem bei den Opfern und deren Angehörigen ganz groß raus. Wenn durch dieses Verbot die Auslöschung auch nur eines Menschenlebens hätte verhindert werden können, ist mir doch so eine Statistik sch ..... egal. Und das wäre im aktuellen wohl der Fall gewesen. Mir erschließt sich nicht, warum es Sportschützen als Strafe empfinden, ihr "Sport"gerät nicht zuhause aufbewahren zu dürfen?
Nicht aus bleiben natürlich auch die Debatten um diese Computerkillerspiele. Ich muss zugeben, mangels Interesse kein einziges dieser Spiele genau zu kennen, geschweige denn je gespielt zu haben - bin eben ein Vertreter dieser konservativen Großvatergeneration, die es vorzieht, analog ihrer Jugendzeit im Familien- oder Freundeskreis Strategiespiele live auf dem Spielbrett zu spielen. Selbst da gab es mal einen Eklat: die Schöpfer des Spieles "Risiko" (gibt es glaube ich immer noch) mussten in den AufgabensteIlungen die Terminologie ändern - statt "erobern" musste man nun die gegnerischen Länder "befreien". Wirkt natürlich antiquiert und lächerlich, wenn man bedenkt, dass dies alles unter Mithilfe dreier Würfel zu geschehen hatte.
Die Reaktion der Egoshooter-Generation zeigt mir, dass ein etwaiges Verbot von CounterStrike und Ähnlichem für Jugendliche nahezu den Untergang der abendländischen Kultur bedeutet, da muss ich mich wohl neu positionieren.
Natürlich wird nicht jeder automatisch potentieller Täter, der sich an diesen Spielen belustigt. Aber labile Jugendliche, die ihren Weg noch nicht gefunden haben, sehe ich durch die latente Gewaltberieselung (nicht nur durch Computerspiele), gekoppelt mit mehr oder weniger hoher Erfolgsbestätigung schon gefährdet, dass sie ihre Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft in der Realität leichter überwinden - es muss ja nicht gleich ein Amoklauf sein.
Um nicht gänzlich missverstanden zu werden - die eigentlichen Wurzeln für die Fehlschaltung, die einen Jugendlichen zu so einer Tat fähig werden lassen, liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit im zwischenmenschlichen Bereich, sei es nun Familie, Schule, Beruf oder Freundeskreis.
Sehr oft habe ich in den letzten 2 Tage gelesen, dass jetzt die Gesellschaft gefordert ist. Wer ist diese Gesellschaft? Ein Begriff, hinter dem sich jeder Einzelne verstecken kann? Gerade jetzt, wo jeder schaut, in der Wirtschaftskrise irgendwie auf der sicheren Seite seiner Existenz zu landen, wo zu lesen ist, dass jetzt manche gezwungen sind, auf ihren Dritt- oder Vierturlaub zu verzichten, jetzt, wo Humankapital rigoros nach brauchbar oder unbrauchbar sortiert wird, werden Außenseiter doch eher ausgegrenzt oder gehänselt denn integriert.
Vielen frommen Sprüchen werden wieder mal keine Taten folgen. Politiker können wieder mal ihre Betroffenheitsmienen an den Tag legen und jede Sondersendung bereichern.
Solange Unterstützung von Kapitalhaien im dreisteIligen Milliardenbereich wichtiger ist als z. B. die Ausstattung von Schulen mit ausreichend Lehrkräften, wird sich nichts ändern. Bei der jetzigen Form des Schulsystems hat das Psychopathentum Hochkonjunktur.
Bis zur nächsten Katastrophe!
Geändert von cebolon (13.03.2009 um 15:34 Uhr).
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