Thema: Girls
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Alt 20.07.2015, 08:31
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wate wate ist offline
Mensch
 
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Die Nachwuchsprobleme werden sich verschärfen. Nun kann man, wie Bernd, sich entspannt aus Mainzer Sicht zurücklehnen und sagen: Schwätzt nicht so viel, geht raus, Minigolf spielen und packt im eigenen Verein oder Landesverband an. Die Mainzer Sportfreunde sind in der glücklichen Lage, viele ehrenamtliche Helfer zu haben, die sich in der Breite kümmern. Das ist supertoll, und Bernd hat es ja mit den Beispielen Neheim und Arheilgen angedeutet, dass sowas auch woanders funktioniert, wenn man sich kümmert.

Ich will jetzt kein Spaßverderber sein, aber kommt bitte mal nach Schleswig-Holstein. Da steht ein Verband vor dem Aus. Vereine existieren nicht mehr oder stehen kurz davor. Nachwuchs gibt´s nicht, dafür sterben immer mehr Aktive weg. Hier kann sich definitiv aus eigener Kraft nichts entwickeln, umso mehr hat der Verbandsvorsitzende meinen Respekt, dass er mit seiner Bereitschaft, den Vorsitz zu führen, nicht für den sofortigen Kollaps sorgt. Es ist ein Jammer, was hier oder auch in Hamburg oder in den neuen Bundesländern abläuft, denn es gibt ja tüchtige Leute im Verband, was die tollen Ausrichtungen von 3 Deutschen Meisterschaften in Trappenkamp (2010, 2013, 2015) belegen.

Vielleicht muss dort, wo es dank besserer Vereins- und Verbandsstrukturen gut funktioniert, auch mal die Einsicht kommen, dass solche Verhältnisse nicht übertragbar sind. Wenn ich eine tolle Jugendarbeit vorweisen kann, dann interessiert mich die Forderung nach zukunftsorientierterer Jugendarbeit überhaupt nicht (?).

Wo findet noch Vereinsleben statt? Wenn in Mainz die Teams zu Auswärtsspielen fahren, sind immer noch genügend Vereinsmitglieder auf der eigenen Anlage. Was ist aber mit den kleinen Vereinen, wo die Aktiven Wochenende für Wochenende auf anderen Plätzen spielen und trainieren? Wer kümmert sich dort um die sonntäglichen Besucher, die vielleicht für den Verein ansprechbar wären? Ist es nicht unser Sportbetrieb, der diesen Mißstand fördert?

Zeit- und geldaufwändige Hobbies und Vereinszugehörigkeiten sind out. Wenn ich in SH junge Leute in den Spielbetrieb bringen will, dann muss ich etwas anbieten, was mit den Vorstellungen der heutigen jungen Generation bezüglich Freizeitgestaltung kompatibel ist. Kürzere Verweilzeiten zum Beispiel. Mir nützt es nichts, wenn jemand kommt und meint, dass früher sowas keine Rolle gespielt hat und es heute noch Leute gibt, denen es egal ist, ob sie 6 oder 12 Stunden am Tag auf der Anlage sein müssen. Ich weiß das alles, aber diese rückwärtsgewandte Haltung bringt nicht weiter. Und es hilft mir auch nicht weiter, wenn dann jemand sagt, dass es in seinem Verein prima laufe und dass man sich halt nur kümmern müsse. Ich hoffe und wünsche nicht, dass in 10 Jahren dort die gleichen Sorgen und Diskussionen aufkommen.

Hinzu kommt, dass die Ganztagsschulen mit ihren Nachmittagsangeboten Funktionen von Vereinen übernehmen. Warum also noch Fußball im Verein trainieren, wenn ich 3x die Woche Fußball-AG habe? Nach 8 Stunden Schule sind die Kids ausgepowert, und die Frage nach einem Vereinseintritt stellt sich immer seltener.

Es ist völlig unbestritten, dass dort, wo sich jemand kümmert, etwas passieren kann. Das wird vielleicht dort auch noch klappen, wenn einige Landesverbände ausgestorben sind.

Wir sind mit unseren Wettbewerben und Turnieren, so wie wir sie verstehen, nicht zukunftsfähig. Mit der Unfähigkeit von Funktionären hat das nichts zu tun, sondern mit dem Zeitgeist. Und ich befürchte mal, dass wir den Knoten in unseren Köpfen nicht lösen werden können.
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