Das K.O.-System ist ja nicht neu. Vielmehr gab es das bereits erstmals zur WM 1991 in Oslo und wurde danach übrigens unter Reinhard Neitzke wieder abgeschafft. Grund: Es flogen frühzeitig deutsche Spieler raus (z.B. Gaby gegen Heike 21/20). Interessant ist es, daß Reinhard nun einen zweiten Versuch wagt. Ob es die ausgiebige Diskussion im "Auwi" war, die diese Entscheidung möglicherweise gefördert hat, lasse ich mal dahingestellt. Vom Ansatz her hat Reinhard vollkommen Recht: Ein Duell Mann gegen Mann bzw Frau gegen Frau ist immer publikumswirksamer und mediengerechter. Die gewaltige Medienpräsenz in Neheim (8 TV-Anstalten, 2 Hörfunksender, 7 Zeitungen) wurde allerdings
nicht durch diese Änderung beeinflußt. Die Medien kommen, weil sie vom volkssportlichen Hintergrund unseres Leistungssports Minigolf informiert und fasziniert sind: 20 Mio Deutsche treibt es jährlich auf die Bahnen! Sie kamen bisher nicht, weil es den Verantwortlichen entweder an der Power fehlte und weil der Ansatz ein völlig verkehrter war. Minigolf ist als Geschichte zu verkaufen. Ein, zwei Spieler(innen) im Mittelpunkt der Story und drumherum logischer Weise auch die entscheidenden Schläge und die Ergebnisse. Zurück zum Sinn oder Unsinn eines K.O.-Systems. Es wird in aller Regel nach dem Turnier immer der meckern, der rausgeflogen ist. Nicht gemeckert haben übrigens Alice Kobisch, die überragende Spielerin der Vorrunde sowie Harald Erlbruch. Beide hätten nach früherer Regelung ganz bestimmt einen Topplatz belegt, aber schaun wir doch mal, wer bei den Herren in den Finals war: Walter Erlbruch, Daniel Klosek, Marco Balzer, Achim Braungart Zink. Vier Nationalspieler, die zugleich Weltklasse repräsentieren. Ich mache jetzt mal einen Schwenk zu anderen Sportarten, denn das ist unbedingt wichtig, wenn wir über Sinn oder Unsinn reden: Was nützt es einem in der Saison überragenden Tennisspieler Federer, wenn er in Wimbledon mangels schlechter Tagesform oder ungünstiger Witterungseinflüsse in Runde 2 rausfliegt? Was nützt es einem Weltcupsieger Bode Miller, wenn er bei der Olympiade in der 1. Abfahrtskurve stürzt und ausscheidet? Was nützt es dem Weltranglistenersten im Springreiten, wenn er hernach mangels schlechter Tagesform zwei Hindernisse abräumt? Wir dürfen diese Dinge nicht vergessen, wenn wir uns über den neuen Modus unterhalten. Es gibt allerdings Ansatzpunkte, die zum Nachdenken zwingen. Es ist schon für eine Vorrundenbeste (Alice) bitter, wenn sie früh rausfliegt und passiv mitverfolgen muß, wie eine Spielerin im Finale ist, die vorher zwei K.O.-Runden verloren hat und trotzdem dank Lucky-Looser-Regelung bis ins Finale kam. Nichts gegen Jessi (Glückwunsch zum Comeback

) , sondern grundsätzlich. Was ich mir auch vorstellen könnte: Die K.O.-Runden erst ab Achtelfinale zu machen, damit ein(e) Spieler(in) mit bis dahin Topergebnis beim Rauskegeln wenigstens nicht 32. ist. Aber ich bin mir sicher, daß Reinhard und Kollegen(innen) dies in der Nachbetrachtung ausführlich erörtern werden, um Wege zur Optimierung zu finden. Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit begrüße ich ausdrücklich ein K.O.-System, würde mir allerdings eine, wie bei der WM in Canegrate ausgeschrieben, verkürzte Kombirunde wünschen (neun ausgesuchte Betonbahnen, die statistisch schlagträchtgisten neun Eternitbahnen).